Diagnose

Eine anerkannte Diagnose von „Internetsucht“ oder „Computerspielsucht“ gibt es bislang nicht. Jugendliche und auch Erwachsene, die gefährdet sind, zeigen ein extremes Konsumverhalten, das vergleichbar mit anderen Suchterkrankungen ist. In Anlehnung an Suchterkrankungen, bei denen anerkannte Diagnosen vorhanden sind, wurden entsprechende Kriterien für die Internetsucht formuliert.

Wissenschaftlich bewährte Kriterien für eine Internetsucht

  • Exzessiver Konsum (Vereinnahmung)
    Der/die Betroffene verausgabt den grössten Teil der (Frei-)Zeit zur Internetnutzung und denkt dauernd an den nächsten oder zurückliegenden Internetbesuch.
  • Kontrollverlust und erfolglose Reduktionsversuche
    Die Person hat ein unwiderstehliches Verlangen, im Internet zu surfen/chatten/gamen und eine verminderte Kontrolle über die Dauer seiner Internetaktivität. Auch bei bestehender Absicht weniger Zeit im Internet zu verbringen, kann er/sie den Internetkonsum nicht reduzieren.
  • Toleranzentwicklung
    Im Laufe der Zeit ist eine sich steigernde Nutzung des Internets notwendig, um den früher erlebten befriedigenden Zustand zu erreichen.
  • Entzugssymptome
    Ist es für die Person nicht möglich, das Internet zu nutzen, so erlebt der/die Betroffene unangenehme emotionale und körperliche Zustände (z.B. Ruhelosigkeit, Reizbarkeit, Nervosität, Niedergeschlagenheit).
  • Negative soziale und berufliche Konsequenzen
    Andere Aufgaben und Interessen werden stark vernachlässigt. Trotz wahrgenommener erheblich schädigender Folgen wie Fehlzeiten bzw. Schul- und Ausbildungsabbrüche, Gefährdung der Karriere, Verlust des Partners oder finanzielle Probleme, wird der exzessive Internetgebrauch fortgeführt.

Wenn mindestens zwei der oben aufgeführten Kriterien erfüllt werden, empfehlen wir sich an eine Fachstelle zu wenden, um die Risiken einer Internetsucht abzuklären.

Im neuen Krankheitskatalog der Weltgesundheitsorganisation - der "ICD-11" (International Classification of Diseases) - wird Gaming Disorder zum ersten Mal als eigene Störung anerkannt und klassifiziert. Bis der neue Katalog in der Praxis Anwendung finden kann, dauert es noch ein paar Jahre. 

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