Ursachen

Wenn eine Person eine Sucht entwickelt, stellt sich immer auch die Frage nach dem "Warum?". Viele Betroffene begreifen selbst nicht, wie sie in diese Spirale gelangen konnten. Bei der Entstehung einer Sucht kann selten eine einzige Ursache ausgemacht werden. Vielmehr spielen bei einer Suchtentwicklung verschiedene Faktoren eine Rolle - dazu gehören psychische, biologische und soziale Faktoren.

Psychische Faktoren

Psychologische Erklärungsansätze suchen mögliche Ursachen einer Sucht in personenbezogenen Merkmalen wie z.B. ungenügende Stressbewältigungsstrategien, geringe Konfliktfähigkeit, schwaches Selbstwertgefühl oder die persönliche Lern- und Lebensgeschichte.

Häufig haben Menschen mit einer Suchterkrankung zusätzliche psychische Belastungen oder psychische Störungen wie z.B. Depressionen, Ängste oder traumatische Erlebnisse. Das Suchtmittel kann in solchen Fällen auch dazu dienen, die erlebten unangenehmen Symptome wie negative Gefühle oder schmerzhafte Erinnerungen zu mildern (Selbstmedikation).

Biologische Faktoren

Psychoaktive Substanzen sowie bestimmte Verhaltensweisen (z.B. Glücksspiele spielen oder Einkaufen) können das Belohnungssystem des Zentralnervensystems aktivieren. Neurobiologische Theorien führen die Entstehung und Aufrechterhaltung einer Sucht darauf zurück, dass die Substanzen in verschiedene Stoffwechselprozesse des Gehirns eingreifen können. Dadurch kann es zu neurobiologischen Veränderungen kommen, die dazu beitragen, dass ein starker Drang verspürt wird die Substanz zu konsumieren bzw. das Verhalten auszuführen. Mit dem Konsum der Substanz wird das Belohnungssystem aktiviert, was zumindest kurzfristig meistens zu einem angenehmen Empfinden führt.
Des Weiteren können auch genetische Faktoren eine Rolle bei einer Suchtentwicklung spielen.

Soziale Faktoren

Soziale Faktoren, die zu einer Suchtentstehung beitragen können, umfassen das soziale Umfeld wie z.B. zwischenmenschliche Beziehungen sowie gesellschaftliche Gegebenheiten. Ein schwieriges familiäres Umfeld kann ein Belastungsfaktor im sozialen Umfeld sein. Die gesellschaftliche Akzeptanz von bestimmten Substanzen wie Alkohol, Tabak oder durch den Arzt verschriebene Medikamente  sowie Alkohol- und Tabakwerbung sind gesellschaftliche Gegebenheiten, die den Konsum legitimieren.

Auch die Verfügbarkeit von Suchtmitteln schafft eine Grundlage, dass ein problematischer Gebrauch von Suchtmitteln überhaupt entstehen kann. Je tiefer der Preis oder je einfacher die Beschaffungsmöglichkeit des Suchtmittels, desto mehr Personen konsumieren es - so wie dies bei Alkohol, Tabak und bestimmten Medikamenten der Fall ist.

Weitere soziale Faktoren wie Gruppendruck, emotionale Belastungen oder Suchtprobleme von Familienangehörigen können auch einen Einfluss haben.

Kombination von verschiedenen Faktoren

Oftmals ist es eine Kombination von diesen unterschiedlichen Faktoren, welche die Entstehung einer Sucht wahrscheinlich machen. Darüber hinaus hängt die Suchtentwicklung nicht nur vom Individuum (psychologische und biologische Faktoren) und vom sozialen Umfeld bzw. der Gesellschaft ab, sondern auch von den Merkmalen der Substanz (z.B. Suchpotential der Substanz: Cannabis gering vs. Heroin hoch). Dabei ist es wichtig zu beachten, dass diese Faktoren nicht als Ursachen im Sinne eines Ursachen-Wirkungs-Mechanismus auftreten, sondern sich gegenseitig beeinflussen.